Kindertagesbetreuung - ein höchst ungerechtes System. Von unterschiedlichen Versorgungsquoten, Rahmenbedingungen usw.

Martin R. Textor

 

Am 01.03.2009 wurden 3.050.916 Kinder in Tageseinrichtungen betreut (Statistisches Bundesamt 2010, Tabelle T1). Von ihnen befanden sich

Ferner wurden 98.694 Kinder in Tagespflege betreut (Statistisches Bundesamt 2010, Tabelle T30). Davon waren 60.916 unter drei Jahre alt und 25.808 zwischen drei und unter acht Jahren alt. Bei 3.146 Kindern waren die Tagespflegepersonen Großeltern oder andere Verwandte.

Besuchsquoten

Im Jahr 2009 befanden sich 20,4% der unter Dreijährigen (2,3% der unter Einjährigen) und 92,5% der Drei- bis unter Sechsjährigen in Tageseinrichtungen oder Tagespflege - im Jahr 2006 waren es erst 13,6 bzw. 87,6% (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C2-1A). In Ostdeutschland lagen die Betreuungsquoten mit 44,9 und 95,1% über denen in Westdeutschland mit 14,6 und 92,0%.

In Tabelle 1 werden die Besuchsquoten von unter Dreijährigen sowie von Drei- bis unter Sechsjährigen nach Bundesländern unterschieden, und zwar getrennt nach Kindertageseinrichtungen und Tagespflege (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010, Tabellen 3 und 4). Die höchsten Besuchsquoten von unter Dreijährigen in Kindertagesstätten erreichten Sachsen-Anhalt mit 54,5%, Brandenburg mit 41,6% und Thüringen mit 41,2%; die niedrigsten Prozentsätze betrugen 8,7% in Nordrhein-Westfalen, 9,1% in Schleswig-Holstein und 9,6% in Niedersachsen. Bei Drei- bis unter Sechsjährigen in Kindertageseinrichtungen lagen die Besuchsquoten in allen Bundesländern über 90% mit Ausnahme von Schleswig-Holstein (84,6%), Bremen (86,9%), Hamburg (87,3%, inkl. der Kinder in vorschulischen Einrichtungen), Niedersachsen (87,7%) und Bayern (89,1%).

Tabelle 1: Besuchsquoten1) in Kindertageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege 2009 in Prozent nach Ländern

Land

Kinder im Alter von unter drei Jahren

Kinder im Alter von drei bis unter sechs Jahren

Kindertages-
einrichtungen

Kindertages-
pflege

Kindertages-
einrichtungen

Kindertages-
pflege

Deutschland

17,4

2,8

91,2

0,4

Westdeutschland2)

12,0

2,4

90,5

0,3

Ostdeutschland2)

41,3

4,6

94,6

0,5

 

 

 

 

 

Baden-Württemberg

13,4

2,3

94,6

0,4

Bayern

14,1

1,6

89,1

0,2

Berlin

37,9

3,6

92,9

1,1

Brandenburg

41,6

6,6

94,2

0,8

Bremen

11,3

2,4

86,9

0,5

Hamburg3)

20,5

1,7

79,2

0,7

Hessen

13,1

3,1

91,8

0,3

Mecklenburg-Vorpommern

37,8

11,7

93,6

1,6

Niedersachsen

9,6

2,3

87,7

0,4

Nordrhein-Westfalen

8,7

2,8

90,6

0,3

Rheinland-Pfalz

16,1

1,4

96,0

0,1

Saarland

13,8

1,3

93,7

0,2

Sachsen

35,7

4,4

94,7

0,2

Sachsen-Anhalt

54,5

0,6

94,3

0,1

Schleswig-Holstein

9,1

5,2

84,6

1,1

Thüringen

41,2

1,6

95,8

0,0

1) Anteil der betreuten Kinder an allen Kindern in dieser Altersgruppe.
2) ohne Berlin
3) Darüber hinaus besuchten 8,1 % aller Kinder in der Altersgruppe von 3 bis unter 6 Jahren vorschulische Einrichtungen.

Die Besuchsquoten in Kindertagespflege bei unter Dreijährigen lagen in Ostdeutschland mit 4,6% höher als in Westdeutschland mit 2,4%. Besonders hoch waren sie in Mecklenburg-Vorpommern mit 11,7%, Brandenburg mit 6,6% und Schleswig-Holstein mit 5,2%, besonders niedrig in Sachsen-Anhalt mit 0,6%. Bei Drei- bis unter Sechsjährigen spielte die Tagespflege mit einer bundesweiten Besuchsquote von 0,4% kaum noch eine Rolle; am höchsten war sie in Mecklenburg-Vorpommern mit 1,6%.

Die Besuchsquoten variierten nicht nur zwischen den Bundesländern, sondern auch innerhalb des jeweiligen Bundeslandes zwischen den Stadt- und Landkreisen. Dies betraf vor allem die unter Dreijährigen: "Die Betreuungsquoten liegen zwischen 3,6% im Landkreis Leer (Niedersachsen) und 61,8% im Landkreis Jerichower Land (Sachsen-Anhalt). Der Landkreis Leer war Anfang 2009 der einzige Kreis mit einer Betreuungsquote unter 5%. Bei fast jedem zweiten (202 Kreise) der bundesweit insgesamt 413 Kreise lag die Betreuungsquote zwischen 5% und 15% und bei mehr als jedem vierten Kreis (116 Kreise bzw. 28%) wurden Werte zwischen 15% und 25% erreicht (...). Diese Stadt- und Landkreise befinden sich ohne Ausnahme in Westdeutschland. Lediglich sieben der insgesamt 326 westdeutschen Kreise wiesen eine deutlich höhere Betreuungsquote von mindestens 25% auf; nur die Stadt Heidelberg hatte eine Betreuungsquote von über 35%. In Ostdeutschland zeigt sich nach wie vor eine komplett andere Betreuungssituation. Mit Ausnahme des Erzgebirgskreises in Sachsen mit 32,1% und dem thüringischen Landkreis Eichsfeld mit 31,6% wiesen alle ostdeutschen Kreise Betreuungsquoten von mehr als 35% auf. In mehr als jedem dritten ostdeutschen Kreis (31 von 86 Kreisen) lag die Betreuungsquote für Kinder unter 3 Jahren sogar bei mindestens 50%" (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010, S. 10).

Bei den Drei- bis unter Sechsjährigen wurde die niedrigste Betreuungsquote im Kreis Dithmarschen (Schleswig-Holstein) mit 77,2% ermittelt (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010). "In Ostdeutschland wiesen mit Ausnahme von drei Kreisen in Mecklenburg-Vorpommern alle Kreise eine Betreuungsquote von mindestens 90% auf; mehr als die Hälfte der Kreise sogar 95% und mehr. Im Vergleich dazu konnten von den insgesamt 326 Kreisen in Westdeutschland (ohne Berlin) nur annähernd zwei Drittel der Kreise (209 Kreise) eine Betreuungsquote von mindestens 90% aufweisen, mehr als jeder sechste Kreis (59 Kreise) hatte eine Betreuungsquote von mindestens 95% (...). In zwei westdeutschen und sieben ostdeutschen Kreisen trat mit einer Betreuungsquote von über 100% ein rechnerisches Überangebot an Tagesbetreuung für Kinder von 3 bis unter 6 Jahren auf. Dies lässt sich durch den Umstand erklären, dass einige Eltern Betreuungsangebote nutzen, die in einem anderen Kreis liegen" (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010, S. 14). Am höchsten war die Betreuungsquote in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) mit 108,6%.

1. Zwischenfazit: Es hängt vom Wohnort einer Familie ab, wie hoch ihre Chancen sind, einen Platz in einer Kindertageseinrichtung zu finden. Die Extreme in den Stadt- und Landkreisen lagen 2009 bei den Besuchsquoten unter Dreijähriger zwischen 3,6 und 61,8% sowie bei den Drei- bis unter Sechsjährigen zwischen 77,2 und 108,6%. Es ist ungerecht, wenn die Chancen, einen Betreuungsplatz zu bekommen, in Abhängigkeit vom Wohnort so stark differieren. Dies beinhaltet eine Ungleichbehandlung von Familien.

Betreuungsdauer

Im Jahr 2009 wurden 23,8% der unter Dreijährigen bis zu fünf Stunden, 27,8% fünf bis zu sieben Stunden und 48,5% mehr als sieben Stunden lang betreut (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C2-13web). Von den Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt befanden sich 23,7% bis zu fünf Stunden, 43,6% fünf bis zu sieben Stunden und 32,7% mehr als sieben Stunden lang in Tagesbetreuung. Bei beiden Altersgruppen wurden in Ostdeutschland mit 66,7 und 67,1% mehr Kinder sieben Stunden und länger betreut als in Westdeutschland mit 35,2 und 25,0%.

Beim Ländervergleich befanden sich Thüringen mit 85,8% am häufigsten unter Dreijährige sieben Stunden und länger in Tagesbetreuung, gefolgt von Sachsen (73,9%), Brandenburg (64,5%) und Mecklenburg-Vorpommern (62,3%). Am seltensten trat dieser Fall in Baden-Württemberg mit 24,9% auf, gefolgt von Bayern (25,0%), Niedersachsen (28,9%), Schleswig-Holstein (30,1%) und Rheinland-Pfalz (32,1%).

Bei den Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt war eine Betreuung von mehr als sieben Stunden mit 89,6% am häufigsten in Thüringen - gefolgt von Sachsen (75,7%), Sachsen-Anhalt (59,8%), Mecklenburg-Vorpommern (58,8%) und Berlin (58,2%) - sowie mit 12,0% am seltensten in Baden-Württemberg - gefolgt von Niedersachen (14,3%), Schleswig-Holstein (16,8%), Saarland (24,1%), Bayern (24,3%) und Bremen (24,4%).

2. Zwischenfazit: Es hängt vom Wohnort ab, wie groß die Chancen einer Familie sind, eine ganztägige Betreuung für ein unter sechsjähriges Kind zu finden. Die Extreme bei den Ganztagsquoten unter Dreijähriger lagen 2009 je nach Bundesland zwischen 24,9 und 85,8% sowie bei den Drei- bis unter Sechsjährigen zwischen 12,0 und 89,6%. Das ist ungerecht.

Gruppierungsformen bei unter Dreijährigen

Tabelle 2 verdeutlicht, dass 2009 nur noch 39,0% der unter Dreijährigen in "klassischen" Kinderkrippen betreut wurden, hingegen 37,5% in Gruppen mit unter und über Dreijährigen sowie 16,6% in für Zweijährige geöffneten Kindergruppen (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C1-2A). In Ostdeutschland befanden sich mit 58,4% noch bei weitem mehr unter Dreijährige in Kinderkrippen als in Westdeutschland mit 27,0%. Besonders häufig war die Krippenbetreuung mit 71,3% in Mecklenburg-Vorpommern, mit 63,1% in Sachsen und mit 61,9% in Sachsen-Anhalt, am seltensten mit 11,9% in Nordrhein-Westfalen und 18,6% in Rheinland-Pfalz.

Tabelle 2: Kinder im Alter von unter 3 Jahren in Kindertageseinrichtungen 2009 nach Gruppenformen und Ländern

Land

Kinder im Alter von unter 3 Jahren in ...

Einrich-
tungen ohne feste Gruppen-
struktur

Gruppen nur für unter Dreijäh-
rige

für Zweijährige geöffnete Kindergartengruppen

Gruppen mit unter und über Dreijäh-
rigen (alters-
gemischt)

zusam-
men

mit 1 oder 2 Zweijäh-
rigen

mit 3 und mehr Zweijäh-
rigen

in %

Deutschland1)

7,0

39,0

16,6

8,2

8,3

37,5

Westdeutschland

7,2

27,0

23,7

12,1

11,6

42,2

Ostdeutschland1)

6,6

58,4

5,1

2,0

3,1

29,9

 

 

 

 

 

 

 

Baden-
Württemberg

11,9

35,3

27,4

15,1

12,4

25,4

Bayern

7,8

29,7

18,0

10,2

7,9

44,4

Berlin1)

X

X

X

X

X

X

Brandenburg

15,2

48,9

3,8

1,4

2,4

32,1

Bremen

3,1

26,3

2,7

2,3

0,4

67,9

Hamburg

9,0

45,4

6,2

3,5

2,6

39,5

Hessen

6,5

34,9

20,0

10,1

9,9

38,6

Mecklenburg-
Vorpommern

4,1

71,3

3,9

2,2

1,7

20,6

Niedersachsen

4,5

22,1

20,5

11,3

9,2

52,9

Nordrhein-
Westfalen

3,6

11,9

32,3

14,7

17,6

52,2

Rheinland-Pfalz

8,8

18,6

34,6

14,5

20,2

38,0

Saarland

2,7

36,8

23,9

14,4

9,5

36,6

Sachsen

2,2

63,1

5,6

2,6

3,0

29,1

Sachsen-Anhalt

8,8

61,9

3,5

1,1

2,4

25,9

Schleswig-
Holstein

3,9

27,2

15,6

10,1

5,6

53,3

Thüringen

3,3

47,3

8,8

2,7

6,0

40,6

1) Ohne Berlin: In Berlin werden fast alle Einrichtungen statistisch als Einrichtungen ohne feste Gruppenstruktur erfasst, auch wenn in Einrichtungen mit einer festen Gruppenstruktur gearbeitet wird. Aus diesem Grund sind keine weiteren Aussagen dazu möglich, welche Gruppenformen Kinder unter 3 Jahren nutzen.

Personalschlüssel und Gruppengröße

Wie Tabelle 3 entnommen werden kann, war die Fachkraft-Kind-Relation im Jahr 2009 mit 1 zu 5,8 in Krippengruppen besser als diejenigen in Gruppen für unter und über Dreijährige (1 zu 8,2 bei weniger als 50% unter Dreijährigen in der Gruppe bzw. 1 zu 6,4 bei 50% und mehr unter Dreijährigen in der Gruppe) sowie in für Zweijährige geöffneten Kindergruppen (1 zu 9,0 bei 1 oder 2 Zweijährigen in der Gruppe bzw. 1 zu 8,5 bei 3 und mehr Zweijährigen in der Gruppe) (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabellen C3-7A und C3-15web). In Westdeutschland war der Personalschlüssel bei jeder der in Tabelle 3 unterschiedenen Gruppierungsformen viel besser als in Ostdeutschland.

Tabelle 3: Kindbezogener Personalschlüssel1) 2009 nach Gruppen und Ländern

Land

Gruppen für unter Dreijährige

für Zweijährige geöffnete Kindergartengruppen...

Gruppen mit unter und über Dreijährigen (altersgemischt)...

Gruppen mit Kindern im Alter von 3 Jahren bis zum Schuleintritt

mit 1 oder 2 Zweijährigen in der Gruppe

mit 3 oder mehr Zweijährigen in der Gruppe

in denen weniger als die Hälfte in der Gruppe unter Dreijährige sind

in denen die Hälfte oder mehr in der Gruppe unter Dreijährige sind

Deutschland

5,8

9,0

8,5

8,2

6,4

9,6

Westdeutschland

4,8

8,7

8,0

7,5

5,8

8,9

Ostdeutschland

6,6

12,2

11,5

10,4

7,9

12,3

 

 

 

 

 

 

 

Baden-
Württemberg

4,9

8,8

8,0

7,1

5,5

8,7

Bayern

4,5

9,2

8,8

8,6

5,3

9,2

Berlin2)

-

-

-

-

-

-

Brandenburg

7,5

12,3

11,4

10,6

8,6

11,9

Bremen

4,5

7,5

4,3

5,7

5,0

7,4

Hamburg

5,6

9,3

8,7

9,5

6,1

9,0

Hessen

4,5

9,6

8,6

8,0

4,8

9,5

Mecklenburg-
Vorpommern

5,9

12,8

12,8

10,6

6,9

13,1

Niedersachsen

5,1

9,1

8,7

7,8

6,4

9,0

Nordrhein-
Westfalen

5,5

8,0

7,4

6,8

6,6

8,6

Rheinland-Pfalz

4,4

8,0

7,5

6,5

4,8

8,2

Saarland

3,5

8,8

8,4

6,3

4,9

8,9

Sachsen

6,5

12,3

11,6

10,4

7,5

12,4

Sachsen-Anhalt

6,7

11,2

10,8

9,9

7,7

11,5

Schleswig-
Holstein

4,6

9,7

9,2

7,6

5,7

9,3

Thüringen

6,3

12,0

11,5

10,4

8,3

12,4

1) Relation als Ganztagsinanspruchnahmeäquivalente pro Vollzeitbeschäftigungsäquivalent
2) In Berlin werden fast alle Einrichtungen statistisch als Einrichtungen ohne feste Gruppenstruktur erfasst, auch wenn in Einrichtungen mit einer festen Gruppenstruktur gearbeitet wird. Aus diesem Grund sind keine weiteren Aussagen dazu möglich, welche Gruppenformen Kinder unter drei Jahren nutzen und wie der Personaleinsatz in den Gruppen gestaltet wird.

Die Fachkraft-Kind-Relation variierte

Zusätzlich enthält Tabelle 3 den Personalschlüssel für den "klassischen" Kindergarten. Er lag bundesweit bei 1 zu 9,6 und schwankte zwischen 1 zu 7,4 in Bremen und 1 zu 13,1 in Mecklenburg-Vorpommern.

Dementsprechend variiert auch die Gruppengröße von Betreuungsform zu Betreuungsform bzw. von Bundesland zu Bundesland. Dies wird in Tabelle 4 am Beispiel von Kinderkrippen und Kindergärten aufgezeigt (Lange 2010, S. 43-44; berücksichtigt wurden bundesweit allerdings nur 9.286 Gruppen). Im Jahr 2007 umfassten Krippengruppen mit einer Betreuungsdauer von sieben Stunden und mehr 11,0 Kinder und bei einer kürzeren Betreuungsdauer 11,4 Kinder; für Kindergärten lauten die entsprechende Werte 17,7 und 20,7 Kinder. Bei Kinderkrippen differierten die Durchschnittswerte für West- und Ostdeutschland kaum, bei Kindergärten lagen die Zahlen für Ostdeutschland um 4 bis 5 Kinder unter denen für Westdeutschland.

Tabelle 4: Durchschnittliche Anzahl der Kinder in Kinderkrippen und Kindergärten (2007)
 

Kinderkrippen

Kindergärten

Ganztagsgruppen1)

Nichtganz-
tagsgruppen

Ganztagsgruppen1)

Nichtganz-
tagsgruppen

Deutschland
(ohne Berlin)2)

Westdeutschland
(ohne Berlin)2)

Ostdeutschland
(ohne Berlin)


11,0


10,7


11,1


11,4


11,5


11,4


17,7


20,4


16,4


20,7


21,5


16,7

Baden-
Württemberg

Bayern

Berlin3)

Brandenburg

Bremen

Hamburg

Hessen

Mecklenburg-
Vorpommern

Niedersachsen

Nordrhein-
Westfalen4)

Rheinland-Pfalz

Saarland

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Schleswig-
Holstein

Thüringen


9,5

11,6

-

11,2

8,2

12,8

11,0


9,2

12,6


-

9,6

10,6

11,7

12,7


10,2

10,4


10,1

12,6

-

11,2

8,1

13,4

12,3


9,5

11,1


-

9,9

12,0

11,6

13,0


9,6

10,4


18,4

23,2

-

15,8

17,3

20,8

19,9


16,0

21,5


18,3

15,1

15,4

15,8

17,7


19,9

17,0


21,4

23,8

-

16,3

18,6

21,3

21,3


16,8

20,6


23,8

21,4

22,3

16,5

17,5


19,5

16,9

1) Als Ganztagsgruppen werden hier Gruppen aufgeführt, in denen für mindestens 75% der Kinder eine tägliche Betreuungszeit von mehr als sieben Stunden vereinbart wurde.
2) Bei Kinderkrippen auch ohne Nordrhein-Westfalen.
3) In Berlin werden durch die amtliche Statistik grundsätzlich nur noch sehr wenige Gruppen erfasst, hier herrscht die Einrichtungsart der Kindertageseinrichtung ohne Gruppenstruktur vor.
4) In Nordrhein-Westfalen werden die Angebote für Kinder im Alter von unter drei Jahren nur sehr selten in altersgruppeneinheitlichen Gruppen (für Kinder im Alter von unter drei Jahren) angeboten.

In Kinderkrippen variierte die Kinderzahl in Ganztagsgruppen zwischen 8,2 in Bremen und 12,8 in Hamburg, in Nichtganztagsgruppen zwischen 8,1 in Bremen und 13,4 in Hamburg. In Kindergärten schwankte die Zahl der Kinder in Ganztagsgruppen zwischen 15,1 in Rheinland-Pfalz und 23,2 in Bayern, in Nichtganztagsgruppen zwischen 16,3 in Brandenburg und 23,8 in Bayern bzw. Nordrhein-Westfalen.

Auch bei der Tagespflege variierte die Zahl der von einer Tagespflegeperson betreuten Kinder stark: Bundesweit gesehen, betreuten 34,0% der 38.658 Tagespflegepersonen 1 Kind, 24,8% 2 Kinder, 15,2% drei Kinder, 10,7% vier Kinder sowie 15,2% 5 und mehr Kinder (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C1-5web). Während in Westdeutschland nur 21,0% der Tagespflegepersonen 4 und mehr Kinder versorgten, waren dies in Ostdeutschland 53,5%. Den höchsten Wert erreichte hier Sachsen-Anhalt mit 66,4%, den niedrigsten das Saarland mit 10,2%.

3. Zwischenfazit: Personalschlüssel und Gruppengröße gelten als wichtige Kriterien für die Qualität von Kindertagesbetreuung. In Deutschland hängt es vom Wohnort eines Kindes ab, ob es in einer kleinen oder in einer großen Gruppe betreut wird bzw. ob es sich die Zuwendung einer Fachkraft mit vielen oder wenigen Kindern teilen muss. Im Vergleich der Bundesländer lagen 2007 die Extreme bei den Gruppengrößen in Kinderkrippen zwischen 8,1 und 13,4 Kindern sowie in Kindergärten zwischen 15,1 und 23,8 Kindern. Dabei muss man berücksichtigen, dass es sich hier um Durchschnittswerte handelte: Viele Kleinkinder wurden also in noch größeren Gruppen betreut.

Dasselbe gilt für den Personalschlüssel, der 2009 im Vergleich der Bundesländer bei Kinderkrippen zwischen den Extremen 1 zu 3,5 und 1 zu 7,5 sowie bei Kindergärten zwischen 1 zu 7,4 und 1 zu 13,1 schwankte. Es ist ungerecht, wenn ein unter Dreijähriges in der einen Krippe die Pflege-, Erziehungs- und Betreuungszeit einer Fachkraft mit nur zwei und in der anderen Einrichtung mit sieben oder noch mehr Kleinstkindern teilen muss - schließlich handelt es sich auch hier bei den genannten "Extremen" um Durchschnittswerte. Noch ungerechter ist es, dass im Jahr 2009 unter Dreijährige in Gruppen mit unter und über Dreijährigen sowie in für Zweijährige geöffneten Kindergartengruppen auf Personalschlüssel von bis zu 1 zu 12,8 trafen - hier dürfte die seitens der Fachkraft erfahrene Zuwendung, statistisch gesehen, nur halb so groß sein wie in einer Krippengruppe mit einem (bundesweit) durchschnittlichen Personalschlüssel von 1 zu 5,8. Dies beinhaltet eine große Ungleichbehandlung von unter Dreijährigen...

Kinder mit Migrationshintergrund und Behinderungen in Kindertagesbetreuung

Im Jahr 2009 befanden sich 747.249 Kinder, bei denen mindestens ein Elternteil aus dem Ausland stammte, in Kindertageseinrichtungen; bei 457.362 Kindern wurde in der Familie nicht vorrangig Deutsch gesprochen (Statistisches Bundesamt 2010, Tabelle T11.1). Für die Kindertagespflege lauteten die entsprechenden Werte 13.112 und 6.465 (a.a.O., Tabelle T30). "Die Betreuungsquote ... betrug bei Kindern mit Migrationshintergrund knapp 47% und bei Kindern ohne Migrationshintergrund rund 61%. ... Die Betreuungsquote von Kindern unter drei Jahren war bei den Kindern ohne Migrationshintergrund mit 25% mehr als doppelt so hoch wie bei Kindern mit Migrationshintergrund (10,5%). Insgesamt lag die Betreuungsquote bei Kindern unter drei Jahren bei 20%. Bei Kindern im Alter von drei bis unter sechs Jahren lag die Betreuungsquote von Kindern mit Migrationshintergrund mit 84% unter dem Durchschnitt aller Kinder in dieser Altersgruppe (92%). Die Betreuungsquote von Kindern ohne Migrationshintergrund lag in dieser Altersgruppe mit 96% deutlich höher" (Pressemitteilung Nr. 091 des Statistischen Bundesamtes vom 10.03.2010).

Von allen Kindern unter sechs Jahren in Tagesbetreuung hatten 24,9% einen Migrationshintergrund (2009) - 28,9% in West- und 5,2% in Ostdeutschland (Böttcher/ Krieger/ Kolvenbach 2010, S. 163). Diese Werte lagen unter den entsprechenden Bevölkerungsanteilen (2008) von 30,3% (bundesweit), 33,3% (Westdeutschland) und 9,4% (Ostdeutschland). Die höchsten Anteile an Kindern mit Migrationshintergrund gab es 2009 in Bremen (40,9% aller betreuten Kinder), Hamburg (35,4%), Hessen (34,8%), Nordrhein-Westfalen (33,8%), Berlin (33,5%) und Baden-Württemberg (31,7%), die niedrigsten in Mecklenburg-Vorpommern (4,6%), Thüringen (4,7%), Brandenburg (5,0%), Sachsen (5,6%) und Sachsen-Anhalt (5,6%).

Laut Tabelle 5 besuchten 2009 in Westdeutschland (einschließlich Berlin) 34,1% aller Kinder mit nichtdeutscher Familiensprache im Alter von unter 14 Jahren eine Tageseinrichtung, in der mehr als die Hälfte der Kinder aus Familien kam, in denen nicht vorrangig Deutsch gesprochen wurde (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C2-8A). Dieser Prozentsatz lag besonders hoch in Berlin (56,6%), Bremen (49,1%) und Hamburg (42,7%).

Tabelle 5: Kinder mit nichtdeutscher Familiensprache im Alter von unter 14 Jahren in Tageseinrichtungen 2009, nach dem Anteil der Kinder mit nichtdeutscher Familiensprache in der jeweiligen Einrichtung, westliche Länder und Berlin1)

Land

Kinder mit nichtdeutscher Familiensprache

davon in Tageseinrichtungen, in denen ... % bis unter ...% der Kinder nicht Deutsch als Familiensprache haben

0 - 25

25 - 50

50 - 75

75 - 100

Anzahl

in %

in %

in %

in %

Westdeutschland
(mit Berlin)

439.971

31,2

34,7

22,8

11,3

Baden-
Württemberg

74.377

33,8

35,2

21,1

9,8

Bayern

66.896

34,1

34,5

22,4

9,0

Berlin

32.242

18,7

24,8

26,8

29,8

Bremen

6.018

19,2

31,7

43,1

6,0

Hamburg

16.285

19,5

37,9

30,3

12,4

Hessen

51.573

26,4

36,2

24,4

13,0

Niedersachsen

33.375

45,8

32,6

15,3

6,2

Nordrhein-
Westfalen

122.535

27,9

36,7

24,6

10,8

Rheinland-Pfalz

23.156

38,6

36,2

18,7

6,6

Saarland

4.397

47,0

36,6

12,3

4,1

Schleswig-
Holstein

9.117

52,4

32,9

8,9

5,8

1) Für die ostdeutschen Flächenländer sind aufgrund zu geringer Stichprobengrößen keine oder nur eingeschränkte Aussagen zu der migrationsspezifischen Quote der Bildungsbeteiligung zu treffen, weshalb diese nicht ausgewiesen werden.

Von den 85.282 Kindern mit Behinderungen in Kindertagesbetreuung (2009) wurden 35,4% in Sondereinrichtungen, 61,5% in integrativen Tageseinrichtungen in Trägerschaft der Jugendhilfe und 3,2% in öffentlich geförderter Kindertagespflege betreut (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C2-14web). In Westdeutschland lag der Anteil behinderter Kinder in Sondereinrichtungen mit 40,3% weit über dem Wert für Ostdeutschland mit 20,0%. Besonders hoch war er in Bayern mit 65,3%, Baden-Württemberg mit 60,0%, Niedersachsen mit 52,0% und Sachsen, ebenfalls mit 52,0%; besondern niedrig in Sachsen-Anhalt mit 0,0%, in Berlin mit 0,5% und in Bremen mit 2,3%.

In einigen anderen Bundesländern befanden sich hingegen nahezu alle behinderten Kinder in integrativen Tageseinrichtungen in Trägerschaft der Jugendhilfe, wo sie zusammen mit nichtbehinderten Kindern betreut werden: 99,9% in Sachsen-Anhalt, 98,7% in Berlin, 93,3% in Bremen, 89,0% in Hamburg, 88,9% in Schleswig-Holstein, 88,5% in Mecklenburg-Vorpommern, 87,3% im Saarland, 87,1% in Thüringen und 86,9% in Hessen. Am niedrigsten war der Anteil in Bayern mit 34,3%, in Niedersachsen mit 36,6% und in Baden-Württemberg mit 38,2%. In Niedersachsen befanden sich 11,4% der behinderten Kinder in öffentlich geförderter Tagespflege; Nordrhein-Westfalen folgte mit 5,6% und Bremen mit 4,4%.

4. Zwischenfazit: Es ist ungerecht, dass 2009 in Deutschland mit knapp 47% ein geringerer Prozentsatz der unter sechsjährigen Kinder mit Migrationshintergrund eine Tageseinrichtung besuchte als der deutschen Kindern mit rund 61%. Migrantenkinder werden im Schulsystem nur gleiche Bildungschancen haben, wenn sie in der frühen Kindheit die deutsche Sprache lernen - und dabei sind sie in hohem Maße auf Kindertageseinrichtungen angewiesen, da bei 61,2% von ihnen eine andere Sprache als Deutsch vorrangig in der Familie gesprochen wird. Es ist doppelt ungerecht, wenn sich mehr als ein Drittel der Kinder mit nichtdeutscher Familiensprache - und sogar die Hälfte in Berlin und Bremen - in Kindertageseinrichtungen ballt, in denen mehr als 50% der Kinder zu Hause eine andere Sprache sprechen. Wie sollen sie hier Deutsch lernen?

In Deutschland hängt es in hohem Maße vom Wohnort ab, wie ein behindertes Kleinkind betreut wird. Es impliziert eine Ungleichbehandlung, wenn im Jahr 2009 laut Bundesländer-Vergleich der Prozentsatz in Sondereinrichtungen zwischen den Extremen 0,0 und 65,3% sowie der Anteil in integrativen Tagesstätten zwischen den Extremen 34,3 und 99,9% variierten.

Das Personal

Im Jahr 2009 arbeiteten 39,2% der 359.454 Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen (nur pädagogisches Personal, ohne Kinderhorte) 38,5 Wochenstunden und mehr; 16,6% waren für 32 bis unter 38,5 Wochenstunden, 28,6% für 21 bis unter 32 Wochenstunden und 12,6% für 20 und weniger Wochenstunden beschäftigt; 3,1% waren nebenberuflich tätig (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C3-9web). In Westdeutschland lag der Prozentsatz der Vollzeit Beschäftigten mit 43,3% weit über dem Wert für Ostdeutschland mit 23,8%. Dort arbeiteten mehr Mitarbeiter/innen 21 bis unter 38,5 Wochenstunden (68,9% versus 38,8%), aber weniger Fachkräfte 20 und weniger Wochenstunden (6,3% versus 14,2% in Westdeutschland).

20,4% der westdeutschen und 33,6% der ostdeutschen Fachkräfte waren 50 Jahre alt und älter; 14,8% bzw. 6,2% waren unter 25 Jahre alt (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C3-3A). Nur 3% des pädagogischen Personals in Kindertageseinrichtungen war männlich (a.a.O., Tabelle C3-11web).

Der Tabelle 6 kann entnommen werden, dass 72,0% des pädagogischen Personals in Kindertageseinrichtungen 2009 eine Ausbildung als Erzieher/in hatten; 14,5% waren Kinderpfleger/innen, 3,6% waren ohne Ausbildung, 2,4% waren Praktikant/innen und die übrigen 7,5% hatten andere (pädagogische) Abschlüsse (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C3-12web). In Ostdeutschland lag der Prozentsatz der Erzieher/innen mit 88,9% weit über dem in Westdeutschland mit 67,5%; dort wurden mit 18,1% bei weitem mehr Kinderpfleger/innen beschäftigt als im Osten mit 1,3%.

Tabelle 6: Pädagogisches Personal in Kindertageseinrichtungen 2009 nach Ausbildungsabschluss (in Prozent) und Ländern

Land

Diplom-
Sozial-
pädago-
gen/
innen u.a.

Erzie-
her/
innen u.a.

Kinder-
pfleger/
innen u.a.

sonstige Sozial-
und Erzie-
hungs-
berufe

Gesund-
heitsbe-
rufe

andere Ab-
schlüsse

Prakti-
kanten/
innen

ohne Ausbil-
dung

Deutschland

2,7

72,0

14,5

1,1

1,2

2,5

2,4

3,6

Westdeutsch-
land

2,7

67,5

18,1

0,9

1,3

2,7

3,0

3,9

Ostdeutsch-
land

2,5

88,9

1,3

2,1

0,8

1,9

0,4

2,3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Baden-
Württemberg

2,1

74,6

11,4

0,4

0,6

2,8

5,6

2,6

Bayern

2,2

51,5

38,7

0,3

0,4

0,8

2,2

3,9

Berlin

3,0

87,9

1,4

0,4

1,2

3,0

0,1

2,9

Brandenburg

1,6

91,3

0,8

1,7

0,6

1,9

0,2

1,8

Bremen

8,2

59,0

8,6

0,5

1,4

3,7

5,6

13,0

Hamburg

3,7

60,2

22,5

2,3

1,3

4,9

0,6

4,5

Hessen

5,8

72,0

7,2

0,5

0,6

4,7

3,8

5,4

Mecklenburg-
Vorpommern

1,1

87,6

1,9

5,1

0,5

1,2

0,2

2,4

Niedersachsen

2,5

70,3

17,6

2,0

1,8

1,6

0,4

3,8

Nordrhein-
Westfalen

2,3

70,2

13,7

0,8

2,4

3,5

3,1

4,0

Rheinland-
Pfalz

1,9

75,8

11,1

1,3

1,7

1,6

2,7

3,9

Saarland

0,7

68,4

21,5

0,4

0,8

0,7

4,1

3,4

Sachsen

3,9

86,0

1,2

3,4

0,8

2,3

0,4

2,2

Sachsen-
Anhalt

1,7

90,8

1,7

1,3

0,7

0,9

0,6

2,3

Schleswig-
Holstein

3,2

62,0

24,7

2,2

0,4

3,6

0,2

3,7

Thüringen

2,0

91,8

0,6

1,4

0,6

0,8

1,2

1,6

Die höchsten Anteile an Erzieher/innen am pädagogischen Personal wiesen Thüringen mit 91,8%, Brandenburg mit 91,3% und Sachsen-Anhalt mit 90,8% auf, die niedrigsten Bayern mit 51,5% und Bremen mit 59,0%. Die meisten Kinderpfleger/innen wurden mit 38,7% in Bayern, 24,7% in Schleswig-Holstein, 22,5% in Hamburg und 21,5% im Saarland beschäftigt. Die höchsten Prozentsätze bei Diplom-Sozialpädagog/innen erreichten Bremen mit 8,2% und Hessen mit 5,8%, die höchsten Anteile bei Praktikant/innen Baden-Württemberg und Bremen mit jeweils 5,6% sowie die höchsten Prozentsätze bei Personen ohne Ausbildung Bremen mit 13,0% und Hessen mit 5,4%.

Laut Tabelle 7 gab es 2009 in Deutschland 50.299 Kindertagesstätten (Statistisches Bundesamt 2010, Tabelle T1) und 14.498 vom Gruppendienst freigestellte Leitungskräfte (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C3-14web). In 28,8% der Einrichtungen waren somit die Leiter/innen freigestellt, wobei die Unterschiede zwischen Westdeutschland mit 29,2% und Ostdeutschland mit 33,2% eher gering waren. Zwischen den einzelnen Bundesländern gab es hingegen große Unterschiede: Am höchsten waren die Anteile von Kindertagesstätten mit freigestellter Leitung in Hamburg mit 71,4%, in Bremen mit 59,0%, in Nordrhein-Westfalen mit 47,4%, in Sachsen mit 44,8%, in Schleswig-Holstein mit 42,6% und in Hessen mit 41,0%; am niedrigsten waren sie in Bayern mit 6,8%, in Baden-Württemberg mit 11,8%, in Sachsen-Anhalt mit 12,7%, in Thüringen mit 13,2% und in Brandenburg mit 19,1%.

Tabelle 7: Vom Gruppendienst freigestellte Leitungskräfte in Tageseinrichtungen für Kinder 2009 nach Ländern

Land

Kindertageseinrichtungen

vom Gruppendienst freigestellte Leitungskräfte

Prozentsatz der Einrichtungen mit freigestellter Leitungskraft

Anzahl

Anzahl

Deutschland

50.299

14.498

28,8

Westdeutschland

39 931

11.674

29,2

Ostdeutschland

8 509

2.824

33,2

 

 

 

 

Baden-Württemberg

8.004

944

11,8

Bayern

8.068

546

6,8

Berlin

1.859

551

29,6

Brandenburg

1.729

331

19,1

Bremen

410

242

59,0

Hamburg

990

707

71,4

Hessen

3.849

1.576

41,0

Mecklenburg-
Vorpommern

1.026

334

32,6

Niedersachsen

4.497

1.749

38,9

Nordrhein-Westfalen

9.583

4.545

47,4

Rheinland-Pfalz

2.417

543

22,5

Saarland

473

124

26,2

Sachsen

2.713

1.215

44,8

Sachsen-Anhalt

1.712

218

12,7

Schleswig-Holstein

1.640

698

42,6

Thüringen

1.329

175

13,2

In Deutschland hatten 10,8% der Tagespflegepersonen 2009 eine pädagogische Ausbildung, 6,6% eine pädagogische Ausbildung und einen Qualifizierungskurs mit 160 Stunden und mehr sowie 15,6% eine pädagogische Ausbildung und einen Qualifizierungskurs mit weniger als 160 Stunden (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, Tabelle C3-6A). 15,0% der Tagespflegepersonen hatten nur einen Qualifizierungskurs mit 160 Stunden und mehr und 37,9% von weniger als 160 Stunden besucht; 14,0% waren ohne formale Qualifikation. In Ostdeutschland hatten mit 13,2% mehr Tagespflegepersonen eine pädagogische Ausbildung und einen Qualifizierungskurs mit 160 Stunden als in Westdeutschland mit 5,4%; dort hatten mehr Tagespflegepersonen mit pädagogischer Ausbildung einen kürzeren Kurs besucht (16,4% zu 11,5%). Von den Fachkräften ohne pädagogische Qualifikation (insgesamt 67,0%) hatten in Ostdeutschland mehr den längeren Kurs (27,9% versus 12,7%) und in Westdeutschland mehr den kurzen Kurs besucht (39,7% versus 27,7%); ohne formale Qualifikation waren mehr westdeutsche als ostdeutsche Tagespflegepersonen (15,0% zu 8,4%).

5. Zwischenfazit: Neben Gruppengröße und Personalschlüssel gilt auch die Qualifikation der Betreuungspersonen als wichtiges Kriterium für die Qualität von Kindertagesbetreuung. Hier sind große Unterschiede zwischen den Bundesländern festzustellen: Bei Kindertageseinrichtungen variierte im Jahr 2009 der Anteil höher qualifizierter Diplom-Sozialpädagog/innen und Erzieher/innen zwischen den Extremen 53,7 und 93,8%, der Anteil niedriger qualifizierter Kinderpfleger/innen zwischen 0,6 und 38,7%, der Anteil der Praktikant/innen und Mitarbeiter/innen ohne Ausbildung zwischen 2,0 und 18,6%. Es ist ungerecht, wenn Kleinkinder je nach Bundesland von unterschiedlich gut qualifiziertem Personal betreut werden. Und es ist ungerecht, wenn der Anteil freigestellter Leiter/innen zwischen 6,8 und 71,4% variiert: So dürften die Kinder in denjenigen Gruppen benachteiligt sein, in denen die Kita-Leiter/innen zugleich Gruppenleiter/innen sind - bedingt durch die Leitungsaufgaben werden sich diese Fachkräfte häufiger in ihr Büro zurückziehen müssen und somit weniger Zeit für die pädagogische Arbeit haben als "normale" Gruppenleiter/innen.

Auch die Qualifikation von Tagespflegepersonen ist sehr unterschiedlich. Es ist ungerecht, wenn einige Kinder von Fachkräften mit pädagogischer Ausbildung und einem zusätzlichen Qualifizierungskurs betreut werden (2009: 33,0% aller Tagespflegepersonen), andere Kinder hingegen von Personen ohne jegliche formale Qualifizierung (14,0%). Zudem dürfte es einen großen Unterschied machen, ob nur ein oder zwei Kinder von einer Tagespflegeperson betreut werden (2009: 58,8%) oder fünf und mehr Kinder (15,2%).

Schlusswort

Fasst man die in den fünf Zwischenfaziten gemachten Aussagen zusammen, so muss man feststellen, dass das System der Kindertagesbetreuung in Deutschland durch viele Ungerechtigkeiten bzw. die Ungleichbehandlung von Kleinkindern gekennzeichnet ist. Dies dürfte große Auswirkungen auf deren Entwicklung und deren Bildungschancen haben. Kleinkinder gehören zu den Schwächsten in unserer Gesellschaft, und so ist es verwunderlich, dass ihre Rechte so wenig vom Staat geschützt werden...

Anmerkungen

Die Ungerechtigkeiten im System der Kindertagesbetreuung zeigen sich auch zwischen den Bundesländern in unterschiedlich hohen Ausgaben pro Kind (siehe http://www.ipzf.de/PKA3.html) und in verschieden hohen Elternbeiträgen (siehe http://www.insm-kindergartenmonitor.de).

Aktuelle statistische Daten zur Kindertagesbetreuung finden Sie hier!

Literatur

Autorengruppe Bildungsberichterstattung: Bildung in Deutschland 2010. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Perspektiven des Bildungswesens im demografischen Wandel. http://www.bildungsbericht.de/daten2010/bb_2010.pdf (17.06.2010)

Böttcher, A./Krieger, S./Kolvenbach, F.-J.: Kinder mit Migrationshintergrund in Kindertagesbetreuung. Wirtschaft und Statistik 2010, Heft 2, S. 158-164

Lange, J.: Kindertagesbetreuung in Deutschland. Kennzahlen – Indikatoren – Daten. Zentrale Befunde aus der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik zum 15.03.2007. http://www.akjstat.uni-dortmund. de/akj/Downloads/Kita2008.pdf

Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Kindertagesbetreuung regional 2009. Ein Vergleich aller 413 Kreise in Deutschland. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt 2010

Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege am 01.03.2009. Revidierte Ergebnisse. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt 2010